Neuwied. Im April 2017 machten sich sieben Männer auf, um an eine alte Tradition anzuknüpfen. Am Irlicher Hang, oberhalb der Wied, findet man noch heute vereinzelte Spuren des Weinanbaus. Bis 1914 trank man am Rhein-Wied-Eck den Irlicher Frauenberger. Ab Ostern 2019 kann wieder mit heimischen Wein angestoßen werden. Von einem Ertrag von 700 Flaschen „Neuwieder Wahrheit“ geht Dietmar Rieth aus. Er ist sicher, dass der Jahrgang 2018 gleich ein Spitzenjahrgang wird. Das liegt an dem hervorragenden Wetter. Zum Fruchtaustrieb im Frühling war es feucht und warm. In den Sommermonaten danach schön sonnig und trocken. Gar nicht mal zu trocken, wie man annehmen könnte. Zwar mussten die Neuwieder Weinfreunde viermal wässern, jeden der 2.100 Stöcke mit jeweils zehn Liter Wasser. Das lag aber nur daran, so Dietmar Rieth, weil die Rebstöcke noch sehr jung sind und daher noch nicht entsprechend tief im Boden verwurzelt sind. Die Vorteile des Extremsommers überwiegen: Der Reifeprozess lief hervorragend und die Früchte konnten prächtig gedeihen. Dank der Trockenheit waren auch Pilzerkrankungen oder Fäulnis kein Thema. Mit der ersten Lese sind Dietmar Rieth und Kollegen außerordentlich zufrieden. Jeder Stock bringt rund einen halben Liter Wein. 2020 geht der Experte vom ersten Vollertrag aus. Das wären dann bis zu vier Liter je Rebstock. Bis dahin müssen geeignete Lagermöglichkeiten für die erwarteten 4.000 – 5.000 Flaschen Wein gefunden werden. Maximal 15 Grad sollten es in den Räumlichkeiten sein. Die Lese wird dann auch länger als im September 2018 dauern. Um sieben Uhr morgens angefangen, war das Team schon am Vormittag fertig. Dass die ehemalige Mittelrheinweinkönigin Sarah Hulten bei der Ernte half, freute nicht nur die Neuwieder, sondern ist sicherlich auch ein gutes Omen für das Gelingen des Weins. „Damit die Trauben noch kühl sind und nicht auf dem Weg nach Kröv zum Winzer zu gären beginnen, hatten wir ganz früh begonnen“, berichtete Dietmar Rieth. Derzeit wird der Wein gekeltert. Ab Ostern kommt der erste Wein aus Neuwied in den Verkauf. Die Gesellschafter der GbR werden bis dahin auch den Preis festlegen. Neben den Investitionen muss natürlich auch die viele Arbeit honoriert werden. Rund einhundert Stunden im Jahr hat jeder Gesellschafter im Wingert verbracht. Es wurde gemäht und gewässert, die Stöcke zurechtgestutzt und Laubarbeit verrichtet. Mit dem Mehrertrag in den nächsten Jahren steigt auch der Arbeitseinsatz. Ab dem nächsten Jahr wird der Wein auch über das bereits errichtete Drahtgeflecht gebogen werden. Wichtiger als die Quantität ist den Neuwiedern die Qualität. Dem perfekten Zeitpunkt für die Lese, also der ausreichende Gehalt an Zucker und Fruchtsäuren, haben die Männer in den vergangenen Wochen förmlich entgegengefiebert. Das Mostgewicht weist 82 Grad Oechsle (Zuckergehalt der Traube) auf. Mit 5,5 hat der trockene Burgunder relativ wenig Säure. „Der Wein wird Spätlese-Qualität haben“, ist sich Dietmar Rieth sicher.
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